KSG Andernach


Band 2 der Kriegstagebücher von Karl Wind erschienen



Das Projekt "Kriegstagebücher von Karl Wind" ist genau so alt wie der Historische Verein Andernach. Wenn uns jemand 1987 gesagt hätte, ihr braucht dafür bis 2005, dann hätten wir wahrscheinlich nie angefangen. Jetzt sind wir fast fertig. Sie können sich vielleicht vorstellen, wie glücklich wir darüber sind - und auch stolz! Neben den Personen, die Herr Dr. Görgen als Vorsitzender unseres Vereins schon genannt hat, verdanken wir die heutige Repräsentation des zweiten Bandes und damit der vollständigen "Kriegschronik" vielen weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sei es aktiv bei der Erstellung der Tagebücher selbst, sei es bei der Beratung zu Einzelfragen: Es waren bei der Textarbeit: Herr Dr. Wolfgang P. Fischer, bei dem ich mich noch einmal in aller öffentlichkeit für die Namensverwechslung in Band 1 entschuldigen möchte, Herr Dr. Peter Heil, Herr Anton Kaiser und Herr Dr. Helmut Weinand.

Bei den Beratungen zu Sachproblemen waren es: Herr Günter Berg, Frau Erika Bißmeyer, Herr Heribert Heil sen., Herr Heribert Heil jun., Herr Henning Henrichsen, dem wir tiefen Dank schulden für sein Engagement bei der Drucklegung, Herr Thilo Heyl, Herr Norbert Jahn, Frau Elly Schmidt, Frau Summerer und Frau Wendinger und Frau Masfelder, geb. Wind, und ihr Ehemann, Herr Masfelder.

Ihnen allen gebührt unser Dank, ebenso wie den rührigen Vorsitzenden des Historischen Vereins, die das Projekt begleitet haben: Herr Dr. Klaus Schäfer, Herr Dr. Peter Heil, Herr Bernd Schwickert und Herr Dr. Fritz Görgen. Sie mußten vor allem die Finanzprobleme, die mit den Veröffentlichungen verbunden waren, immer wieder im Blick behalten und schließlich bewältigen. Mein ganz besonderer Dank gilt Frank Neupert, der als Mitredakteur an beiden Bänden die Arbeit und die Drucklegung sachkundig und maßgeblich beeinflußt hat. Ich habe gerade gesagt, wir sind fast fertig; denn einen Stadtplan mit den entsprechenden Ortsangaben und die Biographien zu einigen in den Tagebüchern genannten Personen liefern wir in den "Andernacher Annalen" der nächsten Jahre noch nach.

Auf ein wichtiges "Nebenprodukt" unserer Arbeit möchte ich heute schon hinweisen: Wer trotz unserer Veröffentlichung auf das Original zurückgreifen muß, dem bleibt einerseits der Weg zum Stadtmuseum Andernach, zu Dr. Klaus Schäfer. Dort liegen die Originale. Andererseits kann er aber in ein bis zwei Jahren auch im Landeshauptarchiv Koblenz das verfilmte Tagebuch einsehen und hoffentlich dann auch mit perfekter Technik unmittelbar ausdrucken lassen.

Die beiden Bände des Kriegstagebuches von Karl Wind stellen ohne Zweifel eine bedeutende Quelle zur Stadtgeschichte Andernachs dar, die nun in einer auch für den interessierten Bürger lesbaren Fassung vorliegt.

über einige Probleme, die sich mit der Herausgabe, vor allem mit der Kürzung des Originals ergaben, möchte ich einige Anmerkungen machen. Einen Monats-Band Karl Winds von durchschnittlich etwa 70 bis 80 Schreibmaschinenseiten auf ca. 12 Seiten zu reduzieren, hieß für uns: 1. fast alle Wetterberichte und Naturbeschreibungen herauszunehmen; 2. Die Kriegsberichterstattung zur "allgemeinen Lage" wegzulassen; dafür gibt es sachkundige Nachschlagewerke; 3. In Zeiten der häufigen Alarmmeldungen die Berichte darüber zu kürzen, zumal wenn ihnen keine Bedrohung Andernachs folgte; 4. Berichtete Ereignisse der weiteren Region, des Gaues, nicht zu erwähnen; 5. Alles, was Andernach unmittelbar betrifft, aufzunehmen; 6. Bei Orten der näheren Nachbarschaft von Fall zu Fall zu entscheiden, ob es veröffentlicht werden soll.

Die Verantwortung für die Kürzungen trug und trägt der jeweilige Bearbeiter oder die Bearbeiterin des entsprechenden Teiles der Publikation. Die Entscheidung war manchmal schwierig, denn wo endet die "nähere" Nachbarschaft: in Plaidt, Mayen, Koblenz, Köln?

übernommen haben wir vieles, was als Gerücht über die Situation im Reich oder an den Fronten hier in unserer Stadt verbreitet wurde; denn das ist für die Wiedergabe der Stimmung vor Ort ganz wesentlich: Hoffnung, Angst, Verzweiflung hängen oft gerade von Gerüchten ab, selbst dann, wenn diesen keine objektiven Tatsachen entsprechen. Das Ergebnis dieser Kürzung, unserer Arbeit, liegt nun - in alter Rechtschreibung (die Rechtschreibreform hat uns während der Bearbeitungszeit überrascht) - in den beiden Bänden der Kriegschronik von Karl Wind vor. Wir glauben, daß sie vor allem für ein breites Publikum lesbar und von Interesse sind. Dem Zeitzeugen von 1939 bis 1945 werden sie manches in Erinnerung rufen, vielleicht wird er auch einiges vermissen. Dem Nachgeborenen werden sie eindrücklich vorführen, daß Krieg und Nationalsozialismus nicht nur in Berlin, München oder Nürnberg stattgefunden haben, sondern auch bei uns in Andernach. Dabei können auch Legenden und Mythen entzaubert werden, z. B. Wind habe seine Tagebücher heimlich schreiben müssen, er sei "Widerstandskämpfer" gewesen und von der Partei und der Gestapo mit KZ-Strafen bedroht worden (H. Lerch, RZ vom 11. Okt. 1989).

Dem Heimatforscher und Lokalhistoriker bieten die beiden Bände eine kompakte Erstinformation zu vielen denkbaren Untersuchungen an, z. B. über die Situation der Zwangsarbeiter in Andernach von 1939 bis 1945. Dieses Thema wird zur Zeit von Schülerinnen und Schülern des Bertha-von-Suttner Gymnasiums im Leistungskurs Geschichte der Klassenstufe 11 erforscht. Für den Forscher ergeben sich auch aus "verschwiegenen" oder nur angedeuteten Ereignissen Fragen und Interpretationen. Allerdings bekommt er in Andernach sehr schnell große Probleme: Die Zeit von 1933 bis 2005 ist in Andernach archivalisch leider nicht geordnet.

Wenn wir uns heute etwas wünschen dürfen als Belohnung für unsere Arbeit, dann Archivare, die die Bestände der Stadt von 1933 bis heute benutzbar machen; außerdem Firmen, die vor der Auflösung ihre Archive der Stadt, dem Historischen Verein, dem Landeshauptarchiv Koblenz anbieten. Das gilt auch für Partei- und Vereinsarchive!

Ein eigener Archivar könnte alle diese Archivalien, die ein noch ungehobener Schatz sind, an die Oberfläche bringen und uns Forschern endlich geordnet nutzbar machen. Wir Historiker wären also froh, wenn es nach dem Geysir und nach der Renovierung des Museums endlich ein geordnetes Stadtarchiv der Zeitgeschichte in Andernach gäbe. Das würde uns künftige Arbeit sehr erleichtern. Unserem Werk wünschen wir viele aufmerksame Leser! Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Günther Haffke


Andernach 1939-1945. Das Kriegstagebuch von Karl Wind
hrsg. v. Historischen Verein Andernach e. V.
Bd. 1: September 1939 bis Dezember 1942, Andernach 2003
Druck: Görres-Druckerei Koblenz
ISBN 3-935690-27-4 Bd. 2: Januar 1943 bis 9. Juli 1945, Andernach 2005. Druck: Wester-Druckerei Andernach ISBN 3-935690-48-7