Eberhard Häckell: Herrn OStR i. R. Werner Geitz zum 75.Geburtstag
Werner Geitz |
Versonnen lächelnd stellt er sich den Fragen nach den zurückliegenden Lebensjahren.
Geboren wurde er 1930 in Frankfurt/Main. Er wuchs zusammen mit einem Bruder im elterlichen Haus in der Eduard-Verhülsdonk-Straße Nr. 14 auf und blieb diesem Wohnsitz bis heute treu.
Schon früh entwickelte er vielseitige Interessen, denen er sich intensiv widmete. Unter anderem gehört dazu die eigene Malerei, Fotografie, Graphologie und vor allem natürlich die Musik.
Als Autodidakt erschloß er sich schon in frühen Kinderjahren Grundkenntnisse und Fertigkeiten an den Tasteninstrumenten. Sein Talent fand schnell Beachtung bei den Neuwieder Kirchenmusikern. Bereits mit 14 Jahren wurden ihm zeitweise die Aufgaben eines Organisten an der Matthiaskirche übertragen.
In diesem Umfeld faszinierten ihn schon früh Fragen der Katholischen Glaubenslehre. Viele Jahre lang leitete er als Gymnasiast am Staatl. Gymnasium für Jungen in Neuwied eine kirchliche Jugendgruppe. So entschied er sich nach dem Abitur im Jahre 1950 für das Studium zum Priesteramt.
Seine Studien führten ihn von Trier über München und Bonn schließlich nach Mainz. Die Theologie faszinierte seinen kritischen Geist - die Vorstellungen von den Aufgaben eines Priesters dagegen zunehmend weniger. So entschied er sich 1956 folgerichtig, sein Studienziel zu wechseln. Er besann sich wieder stärker auf seine musikalischen Interessen, erfuhr nachhaltige Förderung bei bekannten Musikprofessoren in den Fächern Klavier und Oboe und beendete seine Studien schließlich im Jahr 1959 mit dem Ersten Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien mit den Fächern Musik und Katholische Religion.
Nach den Referendarjahren in Münstermai- feld und Koblenz begann Herr Geitz 1961 mit seiner eigenverantwortlichen Unterrichtstätig- keit am Kurfürst-Salentin-Gymnasium in Andernach. Er blieb unserer Schule bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand im Jahr 1992 treu.
Während seiner 31 KSG-Jahre stand die Musik stets im Vordergrund seines Schaffens. Anfangs hatte er wahre Pionierarbeiten zu leisten, da er auf keinerlei Grundlagen in diesem damals am KSG verwaisten Fach zurückgreifen konnte. Es war für ihn daher zunächst auch nicht einfach, seine fachlichen und musikpädagogischen Ansprüche in diesem Umfeld durchzusetzen. Manche hierarchischen Ordnungsstrukturen standen dem Künstler damals im Wege. Ausgedehnte Konferenzen dagegen beflügelten oft sein kompositorisches Schaffen.
Das KSG und unzählige Schülergenerationen verdanken dem engagierten Musikpädagogen Geitz viel. Ihm gelang es immer wieder, bei seinen Schülerinnen und Schülern Interesse an und manchmal auch die Liebe zur Musik zu wecken. Er hat unter ihnen zahlreiche Talente entdeckt und gefördert. Belegt ist dies unter anderem auch durch viele anspruchsvolle Schulkonzerte, bei denen er selbst stets virtuos beteiligt war, sei es am Klavier, dem Cembalo oder mit der Oboe.
Eine Weiterförderung erfuhren viele seiner Schülerinnen und Schüler durch Aufnahme in das Collegium Musicum. Herr Geitz leitete dieses städtische Orchester, dessen Konzerte einen wesentlichen Sektor des Andernacher Kulturlebens bildeten, über zwanzig Jahre lang.
In seinen Schicksalsjahren 1994/95 verlor Herr Geitz viel zu früh seine Ehefrau, die ihm ein Leben lang auch durch die gemeinsame Liebe zur Musik verbunden war. Er selbst mußte seit dieser Zeit, bedingt durch einen Schlaganfall, erhebliche Einschränkungen in seiner Beweglichkeit hinnehmen - auch bei seinem musikalischen Wirken ist er seither zur Bescheidenheit verdammt. Bescheidenheit, diese Wesensart, hat den Menschen Werner Geitz ein Leben lang begleitet.