KSG Andernach


Hans Eschweiler: Emil Winheller zum 95. Geburtstag



Winheller
Emil Winheller
Emil Winheller, vielen Schßlern der Jahre 1949 bis 1978 am Stiftsgymnasium und KSG als Französich-, Latein- und Religionslehrer fßr evangelische Religion in seiner unaufgeregten, aber bestimmten Art wohlbekannt, in seiner tadellosen äußeren Haltung höchst nachahmenswert, feierte im Jahr 2005 in körperlicher und geistiger Frische seinen 95. Geburtstag. Immer noch mit dem gleichen aufrechten Gang, wenn auch bei garstiger Witterung mehr aufs Innerhäusliche reduziert, weiß er den Gast zu empfangen und ihm aus seinem Leben zu erzählen, das sich in den ersten Jahrzehnten fast am pikarischen oder Erziehungsroman alter Prägung abgeleitet haben könnte. Sein Wahlspruch "Ich bin kein serviler Typ" behauptete sich gegen ungerechte Kompaniefßhrer, sich monarchisch gebärdende Schuldirektoren und ängstlich-servile (damals gegenßber der französischen Besatzungsmacht) Schulräte. Auch die "achtundsechziger" Schßler hatten bei ihm eine Chance nur innerhalb der Grenze des vernßnftig Vertretbaren.

Seine Herkunft aus dem sauerländischen Bergbau ließ ihn ein Leben lang die soziale Komponente der Politik betonen. Zwanzig Jahre Mitarbeit im Presbyterium seiner evangelischen Kirchengemeinde können dafßr stehen.

Emil Winheller legte 1935 sein philologisches Staatsexamen an der Universität Bonn ab. Im vierten Semester hatte er an der Sorbonne und am Collège de France in Paris studiert. Im Kreis junger Franzosen hörte er am 30. Januar 1933, dem Tag von Hitlers "Machtergreifung": "Hitler, c'est la guerre".

Ein Freiwilligenjahr beim Militär sollte ihm den Abstand von der Uniplackerei ermöglichen, bevor er seinen Referendardienst am Bonner Beethovengymnasium von 1936 bis 1938 absolvierte. Seine erste Planstelle in Heinsberg konnte er nur ein Jahr wahrnehmen, bevor er 1939 zur Wehrmacht eingezogen wurde und nach anfänglichem Dienst an der schweren Flak im rheinischen Braunkohlerevier schließlich 1940 nach Warschau kam, wo er als Mitglied eines Luftwaffen-Baubataillons, wie später auch in Kreta, den endlosen Aufmarsch der deutschen Truppen mit laut geäußerter Sorge vor einem Rußlandkrieg beobachtete. Eine lebensgefährliche Ruhrerkrankung an der Beresina brachte ihn 1942 ins Lazarett nach Wien. Nächste Stationen waren Athen, Kreta, Gefangennahme durch die Briten und Abtransport in verschiedene Wßstencamps ägyptens, zuletzt in Suez. Drei Jahre verbrachte er dort und half beim Aufbau eines Schul- und Universitätsbetriebes im Lager. Briten und ehemalige NS-Verfolgte ßbernahmen lediglich die Umerziehung im Geiste westlicher Demokratie.

Winheller, der mit Stolz in seinen Schulfächern Hebräisch, Griechisch und Latein am Gymnasium berichtet, hat heute etwas Mßhe mit den Augen bei Lesen, ist deshalb dankbar fßr die Medien Radio und Fernsehen, die ihm Biographien seiner Mitmenschen nahebringen, ganz abgesehen von seinem großen Interesse fßr politische Vorgänge. Wir wßnschen ihm noch viele relativ ungetrßbte Jahre an der Seite seiner Frau, mit der man ihn eigentlich immer zusammen sieht.