D. Erxleben: "MARKUS PISA"
MARKUS heißt "Mathematik-Gesamterhebung Rheinland-Pfalz: Kompetenzen (Schülerleistungen), Unterrichtsmerkmale, Schulkontext". Politik und Verwaltung ging es dabei um "einen Schritt im Qualitätsmanagement".
Am 31. Mai 2000 wurden im ganzen Land in zwei Unterrichtsstunden von den Schülern der 8. Klassen ein Mathematiktest (60 min) und ein zusätzlicher Schülerfragebogen (30 min) bearbeitet. Der Test orientierte sich 1. am Lehrplan, 2. an dem internationalen Test TIMSS, 3. an Vorkenntnissen. Der Fragebogen sammelte anonym demographische Daten und den sozialen Kontext der Schüler, agonale und auch emotionale Aspekte des Lernens, außerdem Selbsteinschätzung und Beurteilungen des Unterrichtes durch die Probanden. Die Auswertung erfolgte klassenbezogen durch die Begleiter an der "Universität Koblenz-Landau", Leitung hatten die Professoren Jäger und Helmcke. Dabei wurde zugesichert:
1. Anonymität der Probanden,
2. kein Ranking der Schulen,
3. keine Möglichkeit, die Leistungen der Probanden in die Leistungsnachweise für die Benotung zu nutzen.
Am KSG waren 86 Schülerinnen und Schüler beteiligt, außerdem Herr Weber als Schulkoordinator, Frau Decker, Herr Herzler, Herr Schmitz als Testleiter und die Herren Häckell, Pöttgen, Stähle, die als Fachlehrer die Vor- und Nachbereitung übernahmen.
Eine Karikatur über das Management der Bildungsmisere, aus: Deutsches Ärzteblatt, Jahrgang 99, H. 15, vom 12. April 2002. |
Die Auswertung, die ab Ende 2000 im KSG eintraf, faßte die Ergebnisse in "Prozentrangpunkten" zusammen und verglich dabei Klassen gleichen Bildungsganges.
Während ihrer Arbeit fielen den Auswertern an der "Universität Koblenz-Landau" einige Schwächen ihrer Untersuchung auf, so daß einige der Schulen, so auch das KSG, mit den inzwischen versuchsweise berichtigten Ergebnissen wenig anfangen konnten. Immerhin haben Politik und Verwaltung Ende 2002 einen dicken Bericht ausgeliefert, der die Möglichkeiten und Grenzen dieser ersten landesweiten Testserie verdeutlicht.
Die Fachkonferenz Mathematik hat seit MARKUS, auf Grund der Testaufgaben, Anregungen für ihre gemeinsame Arbeit beraten können.
PISA
PISA heißt "programme for international student assessment". Darüber ist so viel publiziert worden, daß an dieser Stelle nur kurz berichtet wird. Die Schulen und dort die Schüler der 9. Klassen sowie die 15-Jährigen wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Das KSG gehörte mit etwa 100 Probanden zu den Auserwählten. Schulkoordinator war Herr Erxleben; die externe Testleiterin war von den Prozeßbegleitern im Ministerium in Mainz, im Bildungsforschungsinstitut in Hamburg und vom Max-Planck-Institut für Bildung in Berlin bestimmt worden. Der Test fand ganztägig am 9./10. Mai 2000 am KSG statt.
Bei der Auswertung durch die Forschungsinstitute blieben Anonymität, Ausschaltung von Ranking der Schulen gleichen Typs zugesichert. Es wurden nur die Abweichung von Mittelwerten gleichartiger Schulen mitgeteilt, so daß sich daraus zunächst wenig Erhellendes ergab. Wie bei MARKUS sind die Ergebnisse der Schülerfragebogen zum häuslichen und sozialen Umfeld und zur Selbsteinschätzung sowie der Unterrichtsbeurteilung durch die Probanden mit eingerechnet worden. Gerade der sozio-kulturelle Hintergrund der Schüler wird von den Praktikern in der Schule immer wieder als wesentlich für Schülerleistungen festgestellt. Doch wird auch hier mit Daten, die Abweichungen vom Mittelwert angeben, gerechnet, so daß unmittelbare Folgerungen für das "Qualitätsmanagement an den Schulen" nur begrenzt gezogen werden können.
Allerdings bieten die Aufgaben in den Naturwissenschaften und die zum Leseverstehen viele Anregungen für die gemeinsame und konkrete Arbeit der Fachkonferenzen.
Folgen von PISA MARKUS
Die Aufgaben und die Lösungen sind inzwischen veröffentlicht, ebenso liegen die Ergebnisse vor. Politik und Verwaltung, aber auch Fachwissenschaften, die freilich eher einschränkend und nachfragend, haben den Test in den Medien, auch im Internet, breit kommentiert.
Politik und Verwaltung haben unter dem Schlagwort "Qualitätsmanagement" die Dokumentation der Arbeit der Lehrer als wesentlich gesetzt. Auch das KSG ist dazu verpflichtet, ein "Qualitätsprogramm" für die schulische, insbesondere für die unterrichtliche Arbeit zu erstellen, abzuarbeiten und zu hinterfragen sowie diesen ganzen Vorgang zu dokumentieren. An diesem Prozeß sind alle Organe der Schule beteiligt. Allerdings gilt es zu vermeiden, daß die Arbeit für die Dokumentation die eigentliche Arbeit der Schule, den Unterricht, erdrückt. Die Fachwissenschaften haben erhebliche Einreden zu den PISA- Aufgabenstellungen in Mathematik und in den Naturwissenschaften angemeldet und zum Begriff und zur Praxis des Leseverstehens. Auch wird offenbar ein Mittel des "Qualitätsmanagements" schweigend als selbstverständlich vorausgesetzt, das den Praktikern bisher in der Tat selbstverständlich ist: die klar begründete Feststellung der Leistungsfortschritte des Schülers sowie die entsprechend eindeutige Benotung einiger der Leistungsnachweise. Außerdem ist in der Praxis selbstverständlich gewesen, was nun ausdrücklich im "Qualitätsmanagement" gefordert wird: kollegiale Absprachen über Unterricht und Leistungsnachweise in den Konferenzen und Besprechungen, Zusammenarbeit mit den Eltern, mit den abgebenden Schulen, mit dem kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Umfeld der Schule.