Prof. Dr. med. Werner Mendling
Sehr geehrter Herr Dr. Fischer,
seit meinem Abitur im Oktober 1966 bin ich Mitglied der „Salentiner“ und habe die Salentiner-Nachrichten immer mit nostalgischem Interesse verfolgt, das umso größer wurde, je länger sich der zeitliche Abstand zum Jahr des Abiturs und der räumliche Abstand meines Wohnorts zu Andernach wurde.
Mein Bruder Dieter hat die Gegend nicht verlassen, und ist als Lehrer in Mühlheim-Kärlich tätig. So habe ich hin und wieder eine direkte Information aus der Region erhalten.
Meine Lehrer, die ich allesamt und jeden auf seine Weise sehr schätze, sind bis auf meinen letzten Klassenlehrer Herrn Feuster, der einen soliden Erdkundeunterricht gab und den ich besonders für seinen anschaulichen Biologieunterricht in Erinnerung habe, sowie Herrn Winheller, der mir trotz seines häufigen „nicht wahr?“ in Französisch eine berechtigte 5 gab, inzwischen alle verstorben: Herr Schell, dessen Güte und Wissen ich ein gutes Stück deutscher Allgemeinbildung verdanke, Herr Broemser, den wir wegen seiner Strenge zwar fürchteten, der aber ein exzellenter Altphilologe war, Herr Dr. Klein („Bambino“), der einen tollen und humorvollen Mathematik- und Physikunterricht inszenierte, Herr Machate, dessen Latein (mit schlesischen Beimischungen) damals von uns wenig geschätzt und heute von mir bei der Jugend so vermißt wird, „Fräulein“ Ungethüm, die mir die Arbeit im Fotolabor und damit ein späteres Hobby ermöglichte, der viel belächelte Herr Solbach, der beste englische Literaturgeschichte lehrte, Herr Suchatzki, der penibel und unerbittlich korrekt versuchte, uns den Humor G. B. Shaws beizubringen usw. Nicht vergessen darf ich Herrn Strieth, der nur wenige Monate in der damaligen Quarta zu uns stieß, der mich aber aufforderte (warum eigentlich?), Cello spielen zu lernen und mir damit den Grundstein für schöne Jahre im von Herrn Geitz mit Herz geleiteten Schülerorchester ermöglichte (abgesehen davon, daß ich auch in Niedermendig bei der Fronleichnamsprozession von Herrn Strieth zum Posaunenchor engagiert worden war). …
Inzwischen bin ich Direktor (durch die Gründung von VIVANTES, der Rechtsnachfolgerin der Kliniken in ehemaliger Trägerschaft von Berlin) zweier Frauenkliniken in Berlin und habe einen Lehrauftrag an der Humboldt-Universität (Charité). Mit diesem humanistischen Namen schließt sich zumindest rein äußerlich ein Kreis, der in Andernach begann. Ich bin für diese gute schulische Grundlage allen meinen Lehrern sehr dankbar und habe, wie so manch anderer, der älter wird und meint, früher sei alles besser gewesen, den Eindruck, daß die Schule heute nicht mehr diesem „Bildungsauftrag“ gerecht wird, wenn er denn überhaupt so gewünscht ist. Aber das können andere besser beurteilen.
Warum habe ich das alles geschrieben? Einerseits möchte ich den noch lebenden Herren Lehrern damit meinen späten Dank sagen und bedaure, daß ich es nicht zu deren Lebzeiten persönlich übermittelt habe. Andrerseits könnte es für einige ehemalige Mitschüler durchaus von Interesse sein, die diese Nachrichten erhalten und lesen, denn meine damalige Klasse hat meiner Kenntnis nach keine engeren Verbindungen mehr. Weiterhin wird es vielleicht neue Abiturienten interessieren, was aus einem ehemaligen Schüler geworden ist und was er heute von seiner damaligen Schule hält. …
Mit guten Wünschen für die Schule, ihre Lehrer und Schüler
Ihr
Werner Mendling