Werner Schmitt, Dr. Wolfgang Fischer und Gernot Stanke in den Ruhestand verabschiedet
Zum Schuljahresende wurden am KSG mit Werner Schmitt, Dr. Wolfgang Fischer und Gernot Stanke drei Lehrkräfte verabschiedet, die seit Jahrzehnten an unserer Schule tätig waren. Dies nahm sich die Schülerzeitung SPHINX zum Anlaß, die drei Kollegen um ein Interview zu bitten.
Interview mit Werner Schmitt
SPHINX: „Herr Schmitt, seit wann sind Sie am KSG?“
Herr Schmitt: „Ich bin seit 1974 an dieser Schule und war vorher in Boppard und Ahrweiler.“
SPHINX: „Waren Sie mit Ihrem Beruf immer zufrieden?“
Herr Schmitt: „Ja natürlich, sonst wäre ich wahrscheinlich schon früher gegangen und hätte mich nicht erst jetzt pensionieren lassen, sozusagen auf den letzten Drücker. Ich habe meine Berufswahl nie bereut, da mir das Unterrichten viel Freude macht!“
SPHINX: „Sie haben die Fächerkombination von einer alten Sprache, nämlich Latein, und einer neuen Sprache, Englisch. Wie kamen Sie dazu?“
Herr Schmitt: „Ich interessierte mich schon immer für Sprachen; zu Beginn des Studiums hatte ich sogar noch Französisch. Aber damit hörte ich bald auf, da drei Sprachen zu viel waren. Latein wollte ich auf jeden Fall nehmen und gab dann durch Zufall Englisch den Vorrang. Zum Ausgleich heiratete ich später eine Französin, welche ich als Französischassistentin am KSG kennenlernte.“
SPHINX: „Haben Sie bestimmte Hobbies, für die Sie jetzt mehr Zeit haben?“
Herr Schmitt: „Ja, angeln, Klavier spielen, lesen, reisen und radfahren. Diese Freizeitbeschäftigungen spielen eine wichtige Rolle für mich. Daneben habe ich mir vorgenommen, alte Freundschaften wieder zu beleben.“
SPHINX: „Werden Sie Ihre Arbeit am KSG vermissen?“
Herr Schmitt: „Wahrscheinlich wird mir der Kontakt mit den Schülern nach vierzig Lehrerjahren fehlen. Weniger werde ich die Verwaltungsarbeiten vermissen.“
SPHINX: „A propos Verwaltungsarbeit; über Ihren Unterricht hinaus sind Sie ja am KSG für den Stunden- und Vertretungsplan zuständig. Wann machen Sie eigentlich den Vertretungsplan?“
Herr Schmitt: „Normalerweise mache ich diesen zwei Tage im voraus und vervollständige ihn dann zu Hause auf PC, da mich die meisten kranken Kollegen direkt dort anrufen.“
SPHINX: „Wie lange dauert dies?“
Herr Schmitt: „Wenn zehn bis zwölf Lehrer fehlen, zum Beispiel bei Kursfahrten, kann dies bis zu zwei Stunden dauern.“
SPHINX: „Können Sie sich die Schulverwaltung von heute noch ohne PC vorstellen?“
Herr Schmitt: „Das ist kaum mehr vorstellbar und wäre viel zu umständlich, da man eine riesige Tafel dafür bräuchte. Außerdem korrigiert der PC die Fehler (Doppelbesetzung eines Lehrers) und zeigt mehr Möglichkeiten als eine herkömmliche Tafel.“
SPHINX: „Wie erstellen Sie einen Stundenplan?“
Herr Schmitt: „Zuerst macht Herr Häckell die Unterrichtsverteilung, wobei ich ihm helfe. Anschließend setze ich mit dem MSS-Leiter Herrn Allspach den MSS-Stundenplan um. Dann sorge ich dafür, daß die anderen Stunden pädagogisch richtig liegen, z. B. sollen Fächer nicht immer in den letzten Stunden liegen oder Nebenfächer an zwei aufeinander folgenden Tagen, außerdem sollen die Kollegen möglichst wenige Springstunden haben.“
SPHINX: „Hatten Sie besonders lustige Erlebnisse am KSG?“
Herr Schmitt: „Dazu muß ich zunächst einmal sagen, daß ich die Schule häufig anders erlebe als die anderen Lehrer. Wenn ich nämlich vor oder während des Unterrichts in eine Klasse komme, werde ich von den Schülern mit freudigen Erwartungen auf Stundenausfall begrüßt. Die Lehrer dagegen reagieren meist sehr reserviert, wenn ich auf sie zugehe, da sie zusätzliche Stunden oder Verlegungen befürchten. Als lustiges Erlebnis habe ich außerdem in Erinnerung, wie ich den Schülern auf einer Kursfahrt nach Rom immer wieder predigte, auf ihre Wertsachen aufzupassen - und der einzige, dem das Portemonnaie geklaut wurde, war ich! Zum Trost schenkten mir die Schüler dann jedoch ein neues.
SPHINX: „Vielen Dank für das Interview!“
Interview mit Dr. Wolfgang Fischer
SPHINX: „Wie lange waren Sie an unserer Schule tätig?“
Dr. Fischer: „Genau dreißig Schuljahre.“
SPHINX: „Was war Ihre schönste Erfahrung an unserer Schule?“
Dr. Fischer: „Die schönste Erfahrung gibt es nicht. Ich hatte jedoch eine Fülle von Erfahrungen und Erlebnissen, die ich nie vergessen werde. Als eine der schönen Erinnerungen wäre in diesem Zusammenhang zum Beispiel zu erwähnen, wie herzlich meine ehemaligen Lehrer mich als ihren neuen Kollegen begrüßt haben.
SPHINX: „Würden Sie, wenn Sie noch einmal die Wahl hätten, wieder ans KSG kommen?“
Dr. Fischer: „Diese Frage ist rein hypothetischer Natur. Sie setzt voraus, daß man die Erfahrungen des Jahres 2001 einfach auf das Jahr 1971 projizieren kann. Vor dreißig Jahren war es mein Wunsch, wieder nach Andernach zurückzukehren und an der Schule zu unterrichten, an der ich 1959 das Abitur gemacht hatte. Dieser Wunsch ging in Erfüllung. Meinen damaligen Entschluß habe ich nie bereut. Ich lebe gern in Andernach und fühle mich auch am KSG wohl. Die allgemeine schulpolitische Entwicklung der letzten Jahre verfolge ich allerdings mit großer Skepsis.“
SPHINX: „Werden Sie auch weiter Kontakt mit ehemaligen Lehrern und Schülern haben?“
Dr. Fischer: „Selbstverständlich! Die Pensionäre des KSG, die ehemaligen Kollegen, halten eng zusammen und treffen sich in gewissen Abständen, und es gibt auch Kontakte zwischen den Pensionären und den Kollegen im aktiven Dienst. Mit den ehemaligen Schülern werde ich allein schon durch meine Tätigkeit als Schriftführer der Vereinigung ehemaliger Salentiner in regem Kontakt bleiben. Die Vereinigung der Ehemaligen sieht ja einen ihrer Hauptzwecke darin, die Kontaktpflege zwischen den ehemaligen Schülern und der Schule zu erleichtern. Weitergehende Kontakte gibt es in der Regel nur, wenn die Schülerinnen und Schüler sie nach ihrem Abgang von der Schule selbst suchen. Das ist eine Erfahrung, die bereits meine eigenen Lehrer gemacht haben. Ich weiß, daß die jetzigen Pensionäre sich über jeden Ehemaligen freuen, der den Kontakt zu ihnen nicht abreißen läßt. Bei mir wird es nicht anders sein.“
SPHINX: „Sie waren Herausgeber der Salentiner-Nachrichten. Wer wird diese Aufgabe fortführen?“
Dr. Fischer: „Herausgeber der Salentiner-Nachrichten bin ich seit 28 Jahren, und ich werde diese Aufgabe noch ein paar Jahre lang übernehmen. Die Vereinigung ehemaliger Salentiner ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein, und das Amt des Schriftführers, der die Redaktion der Salentiner-Nachrichten übernimmt, ist nicht an eine Lehrtätigkeit im Lehrerkollegium gebunden. Für die Aktualität der künftigen Salentiner-Nachrichten wird es für mich wichtig sein, auch als Pensionär möglichst viele Informationen aus dem Schulleben des KSG zu erfahren.“
SPHINX: „Demnächst wird sich Ihr Alltag komplett ändern. Was werden Sie in Ihrer freien Zeit machen?“
Dr. Fischer: „Zunächst werde ich einen neuen Lebensrhythmus finden müssen. Es wird ein Leben ohne Wecker, Stundenplan und Korrekturen an Sonn- und Feiertagen sein. Ich möchte mich weiterhin der Geschichte des Kurfürst-Salentin-Gymnasiums und der Andernacher Juden widmen und die entsprechenden Manuskripte in absehbarer Zeit fertigstellen.“
SPHINX: „Was werden sie am meisten vermissen?“
Dr. Fischer: „Das weiß ich heute nicht. Ich bin kein Prophet.“
SPHINX: „Gibt es einen Traum, den Sie sich bisher nicht erfüllen konnten, jetzt aber endlich die Zeit dazu haben?“
Dr. Fischer: „Seit meiner Kindheit träume ich davon, eine große Reise auf einem Ozeandampfer zu machen.“
SPHINX: „Was hätten Sie im Nachhinein anders gemacht?“
Dr. Fischer: „Ich hätte ab und zu etwas geduldiger sein sollen.“
SPHINX: „Durch Sie wird eine Lücke im Kollegium frei. Wer wird an Ihre Stelle treten?“
Dr. Fischer: „Ich weiß nicht, wer mein Nachfolger wird.“
SPHINX: „Freuen Sie sich auf Ihren Ruhestand oder hätten Sie gerne noch weiter unterrichtet?“
Dr. Fischer: „Ich habe auch in meinem letzten Unterrichtsjahr zahlreiche angenehme Unterrichtsstunden erlebt. Wenn jedoch die Bürde von Jahr zu Jahr schwerer wird und wenn man gleichzeitig merkt, wie die Belastbarkeit schrittweise abnimmt, ist man froh, in den Ruhestand treten zu können.“
SPHINX: „Haben Sie im Nachhinein betrachtet Ihre Ziele erreicht, die Sie sich am Anfang gestellt haben, oder mußten Sie diese korrigieren?“
Dr. Fischer: „Ich habe mich stets bemüht, einen guten Unterricht zu machen und meinen Schülern viel beizubringen. Zwanzig Jahre lang habe ich als Schulsprecher des Philologenverbands für ein leistungsfähiges Gymnasium gekämpft. Wenn heute über den schlechten Kenntnisstand der Schulabgänger (einschließlich der Abiturienten) geklagt wird, muß ich leider feststellen, daß ich die bildungspolitischen Ziele, für die ich gekämpft habe, nicht erreicht habe.“
SPHINX: „Vielen Danke für das Interview!“
Interview mit Gernot Stanke
SPHINX: „Herr Stanke, wann kamen Sie als Lehrer ans KSG?“
Herr Stanke: „Im Sommer 1973.“
SPHINX: „Waren Sie vorher an anderen Schulen als Lehrer tätig?“
Herr Stanke: „Ja, an der Realschule Neuwied und an der Realschule und dem Gymnasium in Cochem (1967-73).“
SPHINX: „Welche Fächer haben Sie unterrichtet?“
Herr Stanke: „Französisch und Sport als Studienfächer, daneben aushilfsweise Biologie, Erdkunde, Kunst und Englisch.“
SPHINX: „Wie waren Sie als Schüler?“
Herr Stanke: „Ich war ein Durchschnittstyp mit Schwächen in Mathe! Einmal bin ich sogar sitzen geblieben (7. Klasse).“
SPHINX: „Was war Ihr schönstes Erlebnis hier? Was war Ihr schlimmstes Erlebnis?“
Herr Stanke: „Am schönsten habe ich in Erinnerung den ersten Schüleraustausch mit Saint-Amand. Gleichzeitig verbinde ich damit das schlimmste Erlebnis: den Beinahe-Tod eines Schülers bei diesem Austausch (Anfang der zweiten Woche des Austauschs).“
SPHINX: „Waren Sie mit Ihrem Beruf immer zufrieden?“
Herr Stanke: „Ich war zufrieden bis auf die letzten Jahre, wo zunehmend verhaltensauffällige und auch oft nichtgymnasiale Schüler das Unterrichten schwerer machten.“
SPHINX: „Was möchten Sie jetzt machen?“
Herr Stanke: „Gartenarbeit, Radfahren und meinen Lieblingssport: französische Kreuzworträtsel. Und natürlich habe ich jetzt auch mehr Zeit für die Familie.“
SPHINX: „Werden Sie Ihre Arbeit am KSG vermissen?“
Herr Stanke: „Ja, vor allem die netten Schülerinnen und Schüler und das Kollegium!“
SPHINX: „Würden Sie, wenn Sie könnten, noch einmal Lehrer am KSG werden?“
Herr Stanke: „Ich könnte mir keine bessere Schule vorstellen, da mir, wie gesagt, die Arbeit hier - abgesehen von den letzten Jahren (Erschwernisse durch Mehrarbeit, Reformen etc.) - viel Spaß gemacht hat.“
SPHINX: „Was würden Sie machen, wenn Sie im Lotto gewinnen würden?“
Herr Stanke: „Ärzte für die Dritte Welt unterstützen und meine hiesigen Hand- und Fußballmannschaften sponsern.“
SPHINX: „Welche Eigenschaften sollte Ihrer Meinung nach der perfekte Schüler oder Lehrer haben?“
Herr Stanke: „Der perfekte Schüler sollte fair und freundlich sein und sich für Mitschüler einsetzen. Der perfekte Lehrer sollte cool und objektiv sein (keine „Liebchen“ haben) sowie verständnisvoll sein - kein Fachidiot!“
SPHINX: „Wir haben gehört, daß Ihr Vater auch schon hier unterrichtet hat. Von wann bis wann und welche Fächer hatte er?“
Herr Stanke: „Mein Vater unterrichtete am KSG Kunst und Sport von 1949 bis 1969.“
SPHINX: „Werden Sie weiterhin über Ereignisse an KSG in der RZ berichten?“
Herr Stanke: „Ist doch klar! Wenn ich gebraucht werde!“
SPHINX: „Danke für das Interview“