KSG Andernach


E. Häckell:
KSG in einer bundesweit unsicheren Bildungslandschaft



Liebe Ehemalige, verehrte Freunde des Kurfürst-Salentin-Gymnasiums!

Das Jahr 2002 ist eingeläutet. Der schulische Start ist verbunden mit den schriftlichen Abiturarbeiten, die wegen des erstmals auch an unserer Schule vorgezogenen Abiturs bereits am 09. Januar beginnen. Die mündlichen Prüfungen sind dann am 07. März, so daß die Entlassung der Abiturienten am 15. März stattfinden kann.

Obwohl die Gedanken sich bereits mit den vor uns liegenden Aufgaben beschäftigen wollen - an dieser Stelle ist zunächst noch einmal ein Blick zurück auf das vergangene Jahr 2001 gefordert.

Das Leben in einer Schule wird geprägt durch die Menschen, die dort tätig sind. Am KSG arbeiten wir mit einer Schülerschaft, die menschlich überwiegend sehr nett ist und Einsicht zeigt für die Anliegen und Ziele gymnasialer Bildung. Wie zu allen Zeiten gibt es auch bei der heutigen Schülerschaft hervorragende Talente mit oft breit gestreuten Interessen. Stellvertretend für viele KSG-Schülerinnen und –Schüler nenne ich hier den Schüler Marcel Renn aus der Stufe 13, der zusammen mit drei weiteren Mitschülerinnen an der 13. Internationalen Biologieolympiade in Lettland teilnimmt. Marcel konnte sich zur Teilnahme an der 3. Ausscheidungsrunde qualifizieren, die eine ganze Woche lang in Kiel durchgeführt wird. Wir drücken Marcel die Daumen, daß er sich in Kiel unter den 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der ganzen Bundesrepublik gut plazieren kann – möglicherweise sogar für die Wettkampfmannschaft nominiert wird, die Deutschland bei der Biologie-Olympiade vertreten wird. Marcel ist kein Einzelfall für herausragende Leistungen unserer KSG-Schülerschaft. Dies spricht auch für die engagierte Arbeit unserer Lehrerinnen und Lehrer, denn nur selten entwickeln sich Schülertalente ohne eine nachhaltige Motivierungskunst und Betreuungsbereitschaft der Schülerarbeiten von Lehrerseite.

Ist das KSG damit die Ausnahmeschule, die der Kritik aus der PISA-Studie widerspricht? Leider kann ich dies nicht bestätigen, denn auch wir beklagen in der Breite Lern- und Leistungsdefizite, wie sie in der Studie benannt werden. Auch wir erleben bei unseren Schülerinnen und Schülern mangelnde Belastungsfähigkeit und -bereitschaft. Schule wird überwiegend nicht als Chance, Anregung und Herausforderung an die eigenen Kräfte empfunden, sondern eher als lästiger Störfaktor, der Lebensräume einengt, lustvolle Welterfahrung behindert. Die Bewertung des in der Studie aufgezeigten Ist-Zustandes ist vielfältig und zum Teil kontrovers. Ich denke, es bleibt zunächst noch abzuwarten, bis Ergebnisse vorliegen, die schulartspezifisch und mit regionalem Bezug Auskunft geben. Fragen aber kann man schon jetzt nach den Veränderungen in unserer Gesellschaft, die den seit Jahrzehnten zu beobachtenden Verfall der Bildungsqualität begleitet haben. Es hat ein Wandel stattgefunden in unserem Wertebewußtsein, in den Lebensentwürfen und im Lebensstil. Trotz wortreicher Erklärungen über den „Rohstoff Bildung“ hat die Wertschätzung von Bildungsarbeit deutlich abgenommen. Gesundes Selbstbewußtsein und Zutrauen in die aus eigener Kultur und Tradition erwachsenen schulischen Bildungsziele gehen verloren. Veränderungsbestrebungen orientieren sich global und werden beeinflußt zum Teil von wirtschaftlichen, zum Teil von visionären Ideen. Die Erweiterung des Ganztagsschulangebots wurde in Rheinland-Pfalz bereits vor Bekanntwerden der Ergebnisse der PISA-Studie zur Verbesserung der Schulqualität propagiert. Die Resonanz aus gymnasialer Sicht ist landesweit sehr dünn. Ein einziges Gymnasium hat sich um den Ausbau zur Ganztagsschule mit Beginn des Schuljahres 2002/03 beworben. Die Ablehnung auch unseres Kollegiums wird begründet mit:

• unklarer Konzeption
• Sorge um weitere Zusatzbelastungen
• unsichere personelle Versorgung
• Ausweitung des Nachmittagsunterrichts zusätzlich zum bisherigen MSS-Unterricht
• mangelnder Bedarf von Eltern-/Schülerseite

Ein weiterer Ansatz, Schulqualität zu sichern und zu verbessern, ist der aus der Wirtschaft bekannte Anreiz durch Zahlung von Leistungsprämien.

Lehrer wünschen sich statt der eher bescheidenen Prämien eine Entlastung im Stundendeputat. Diese Reaktion zeigt sich auch bei der Anerkennung der hohen Arbeitsbelastung der „Schuladministratoren“. Dies sind die Betreuer der Computer-Systeme und Netze im Hause. Auch sie bevorzugen gegenüber einer finanziellen Entschädigung die Verringerung der Arbeitszeit. Nur so können sie ihre zeitaufwendigen Aufgaben angemessen bewältigen.

Es zeigt sich, daß die Kraftreserven der Lehrerschaft erschöpft sind. Eine letzte Verdichtung der Belastung ergibt sich im ersten Schulhalbjahr durch das vorgezogene Abitur. Lehrerinnen und Lehrer, die in Stufe 13 unterrichten, müssen im 1. Halbjahr zusätzliche Unterrichtsstunden halten, weil ihnen nach Abschluß des Abiturs der Unterricht in der Stufe 13 entfällt. Ein Konzept, das rechnerisch aufgehen mag, von der Belastungsverteilung her aber unerträglich ist.

Für die Unterrichtsverteilung zu Beginn des laufenden Schuljahres standen mir durch diese Regelung zusätzlich 35 Lehrerwochenstunden zur Verfügung. Auf diese Weise war der Verlust unserer drei „Jungpensionäre“, der Herren Dr. Fischer, Schmitt und Stanke zwar persönlich schmerzlich, für die Unterrichtsversorgung jedoch kein Problem. Im Schuljahr 2001/02 gibt es am KSG keinen Unterrichtsausfall – es mußten sogar noch drei Kolleginnen und Kollegen mit 30 Wochenstunden ans BvSG teilabgeordnet werden. Zu dieser Bilanz trug eine nochmals verringerte Schülerzahl bei. Den 67 Abiturientinnen und Abiturienten standen zwar 113 Neuaufnahmen in die Stufe 5 gegenüber. Insgesamt aber überwog die Zahl der Abmeldungen die der Neuzugänge und zwar wiederum besonders stark in der Oberstufe. Hierzu die Schülerstatistik zu Schuljahresbeginn im gewohnten überblick: Die Zahl der Schülerinnen und Schüler hat jetzt ein solides und überschaubares Maß erreicht, wenn auch die Oberstufenjahrgänge sich nicht weiter verkleinern sollten. Ansonsten würde es schwierig, alle bisherigen Kursangebote aufrechtzuerhalten, oder eine verstärkte Kooperation mit dem benachbarten Bertha-von-Suttner-Gymnasium wäre erforderlich.

Hoffen wir, daß sich Eltern und Schüler wieder stärker auf den Wert einer fundierten schulischen Ausbildung besinnen und daß unser KSG dies auch in Zukunft wird bieten können!

Eberhard Häckell

Stufe
Jungen
Mädchen
Summe
Klassen/
Stammkurse
Latein 1. FS
Latein 2. FS
Summe
Griechisch
5
74
39
113
4
29
29
 
 
6
60
135
5
51
51
 
 
7-10
172
157
329
15
73
150
25
11-13
98
116
214
13
 
 
65
27
Summe
404
387
791
37
 
 
295
52