• zurück

Die Michaeltruppe


Quelle 2:
Leserbrief zum Artikel über die Michaeltruppe (Salentiner-Nachrichten 26/1985):

Ortsgemeinde Kruft, 21. 3. 85

Sehr geehrter Herr Dr. Fischer, ich habe mit Interesse den Bericht über die Michaeltruppe in den "Nachrichten der Vereinigung ehemaliger Salentiner", Nr. 26, Ausgabe März 85, gelesen. Mein Sohn Bernd, der z. Zt. die Oberprima in Andernach besucht, hat mir das Heft mitgebracht. Ich gehörte damals ebenfalls der Michaeltruppe an und war seit Ostern 1938 Schüler der damaligen Stiftischen Oberschule für Jungen in Andernach. Von Herrn Klemens Weiler wurde ich damals angeworben und war mir durchaus bewußt, auf welches gefährliche Abenteuer ich mich eingelassen hatte.

In Ihrem Bericht stehen Namen, die mir damals nicht bekannt waren, da jeder nur die unmittelbaren Kontaktpersonen kannte. Dies waren für mich Willi Lohner und Klemens Weiler sowie die Krufter Mitglieder. Als Erkennungszeichen hatten wir eine Plakette mit Mitgliedsnummer. Unser Treffpunkt war die Johanneskapelle in Kruft Nachdem ich 1974 in Kruft zum Bürgermeister gewählt wurde, habe ich diese Kapelle - die total verwahrlost war - renovieren lassen und von den privaten Eigentümern für die Gemeinde Kruft erworben. Mit dieser Kapelle verbinden mich heute noch viele Erinnerungen an die damalige Zeit.

Zur Zeit der Gestapo-Aktion im Jahre 1943 war ich in einem Segelfluglager in Kastellaun/Hunsrück. Die Gestapo hat bei uns in Kruft eine Hausdurchsuchung gemacht und eine Plakette gesucht. Meine Mutter kam am nächsten Morgen mit der Bahn nach Kastellaun und hat mich ganz aufgeregt gefragt, was ich angestellt hätte. Ich habe meiner Mutter dann bekannt, daß ich Mitglied der Michaeltruppe sei, zumal sie mir eine Anzahl Namen genannt hat, die von der Gestapo verhaftet worden wären. Die Eltern wußten absolut nichts von unserer illegalen Tätigkeit, da strengste Geheimhaltung oberstes Gebot war.

ach meiner Rückkehr aus dem Segelfluglager mußte ich sofort nach Koblenz zur Gestapo. Hierbei wurde ich unter Vorsitz eines Herrn Oswald von mehreren Beamten ins Kreuzverhör genommen. Die Vernehmung dauerte über 3 Stunden. Es ging um zweierlei Dinge:

1) Wußte der damalige Krufter Pastor Ferres von unserer Tätigkeit?
2) Wer hat die Hirtenbriefe des Kardinal von Galen vervielfältigt?

Mir wurde in den Mund gelegt, alles zuzugeben, da man von anderer Seite bereits Geständnisse habe. Meine Aussagen sollten die vorhandenen Erkenntnisse der Gestapo bestätigen. Ich habe trotz schlimmster Drohungen keinerlei konkrete Aussagen gemacht und wurde mit der Bemerkung entlassen, daß die Angelegenheit für mich noch nicht zu Ende sei. Mein Großvater sowie mein Vater wurden anschließend ebenfalls in Koblenz vernommen, konnten aber zur Sache keinerlei Aussagen machen, da sie tatsächlich nichts wußten. Einer erzwungenen Freiwilligmeldung zur Waffen-SS konnte ich damit begegnen, daß ich mich freiwillig zur Luftwaffe gemeldet habe. Ich gehörte damals entsprechend der damaligen Begriffsbestimmung zur fliegenden Bevölkerung, da ich eine Segelfliegerausbildung hatte. über Luftwaffe und Sturmpionier bei der 116. Panzerdivision geriet ich am 7.4.1945 in amerikanische Gefangenschaft. Im August 1945 wurden wir den Franzosen übergeben. Während meiner Militärzeit wurde ich ständig von der Gestapo überwacht, was ich durch verschiedene äußerungen meiner damaligen Vorgesetzten erfahren habe. Meine Spur ging für die Gestapo erst verloren, nachdem ich an der Ardennenoffensive teilgenommen hatte. Ich wurde dann noch zum Gefreiten befördert, obwohl ich vorher einen Unteroffizierlehrgang mit Widerwillen mitmachen mußte. Am 22.12.1948 wurde ich aus französischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Da inzwischen die Währungsreform war, hatte ich keine Gelegenheit mehr, mein Abitur nachzuholen, da ich Geld verdienen mußte. Als ich zur Wehrmacht eingezogen wurde, war ich nach einer Luftwaffenhelferzeit bei den IG. Farbwerken in Frankfurt/Höchst in der Obersekunda der Schule. Bei meiner Rückkehr aus der Gefangenschaft habe ich mit Herrn Klemens Weiler wieder Kontakt aufgenommen, der damals im CDU-Ortsverband Kruft sehr aktiv war. Leider ist Herr Weiler an seinem schweren Lungenleiden, welches er sich im KZ zugezogen hatte, 1974 verstorben.

Mit freundlichen Grüßen
Franz Reiff
Ortsbürgermeister

Quellen

  • Quelle 1

  • Quelle 2

  • Quelle 3

  • Quelle 4

  • Quelle 5

  • Quelle 6

  • Quelle 7

  • Quelle 8

  • Quelle 9

Valid XHTML   Valid CSS