Schüler und Lehrer und Vertreter des öffentlichen Lebens
Offizielle Einweihung des Denkmals
Leid, Terror, Tod – Nur drei der vielen Schlagworte unserer Vergangenheit. Sie sind den Menschen damals immer wieder begegnet, auch den damaligen Schülern und Lehrern am Kurfürst-Salentin-Gymnasium. Früher als Schulaula ein zentraler Ort und der Haupteingang im KSG – bis vor einigen Tagen nur noch ein schöner Durchgangsraum im Altbau des Gebäudes, in welchem nur ein flüchtiger Blick der Pietà und zwei Gedenktafeln galten, die zur Erinnerung an die im ersten und zweiten Weltkrieg gefallenen Schüler und Lehrer sowie die ermordeten jüdischen Schulangehörigen erinnern sollte. Man wollte dieses Denkmal erneuern, um bewusst auf dieses Thema aufmerksam zu machen.
Am vergangenen Mittwoch fand nun die Einweihung eines neuen Denkmals statt. Schulleiterin Birgit Vogel begrüßte feierlich die Prominenz, bestehend aus Landrat Dr. Alexander Saftig, Chef der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei Clemens Hoch, CDU-Politikerin Hedi Thelen (MdL) sowie SPD-Politiker Marc Ruland (MdL), ehemaliger Schulleiter des KSG und Vorsitzender der Vereinigung der Salentiner Gerd Schumann sowie ein Vertreter der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz).
Bereits vor drei Jahren begann der Entstehungsprozess des Denkmals. Auf Anregung der „Salentiner“, einer Vereinigung der ehemaligen Lehrer und Schüler des Kurfürst-Salentin-Gymnasiums, erkannte man den pädagogischen Auftrag darin und bildete durch die beiden Lehrkräfte Annika Leese und Dr. Sabine Bermel sowie die damalige Kollegin Claudia Pietsch den Start einer sich schnell expandierenden Projektgruppe. Nach intensiven überlegungen entwickelten sie ein fächerübergreifendes Projekt in den Fächern Geschichte und Kunst und brachten so auch die Idee an die Schüler der ehemaligen Klassenstufe 12 heran, die schließlich mit der Konzeption einiger Entwürfe begannen. Immer wieder kam zwischendurch die Frage auf: Ist dieses Thema nicht schon zu „verstaubt“? Die Antwort ist simpel: Nein. Denn noch heute hat dieses Thema eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft – immer wieder bestimmen Krieg, Leid und Tod unser Leben. Immer intensiver wurde an dem Projekt weitergearbeitet – und schon konnte ein erster Erfolg gefeiert werden: Die Landeszentrale für politische Bildung vergab den 1. Preis in der Kategorie „Der 1. Weltkrieg und seine Folgen“ an dieses Projekt. Ermutigt durch diese Preisverleihung ging die Arbeit mit der da-rauffolgenden Jahrgangsstufe 12 weiter, welche die bereits entwickelten Ideen erneut verfeinerte. Zusammen mit den drei besten Entwürfen engagierte man den Künstler Ole Hill aus Koblenz, welcher ab sofort mit Anna Lesse die künstlerische Leitung übernahm. Er konzipierte auf Grundlage der Vorarbeiten das jetzige Mahnmal. Besonders wichtig dabei war ihm die Esthetik, die Wirkung sowie die Funktion. Das Denkmal ist in insgesamt drei wesentliche Teile unterteilt: Im Hintergrund sind eine linke Edelstahltafel und eine rechte Kupfertafel zu sehen, beide bewusst getrennt durch einen Spalt; im Vordergrund findet sich die zentrale Gedenktafel mit den Namen der Opfer von Krieg und Gewalt. Besonders ist auch der ausgefräste Inhalt des Artikels 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.
Das gesamte Projekt ist noch lange nicht abgeschlossen. Denn immer wieder soll die linke Tafel durch eine neue Gestaltung ersetzt werden, damit es nicht in Vergessenheit gerät, immer wieder eine neue mahnende Komponente erhält und somit zum „Lebendigen Mahnmal“ wird. Jeder der Redner lobte die Arbeit des Denkmals als gelungen, besonders Clemens Hoch als Schirmherr. Er als ehemaliger KSG-Schüler ist begeistert von der Idee: „Nein zu Ausgrenzung, Nein zu Diskriminierung und Nein zu Mobbing“. Annika Leese betonte als künstlerische Leiterin besonders die Entwicklung: „Die Idee zu dem Mahnmal, wie wir es heute sehen, haben wir anfangs gar nicht im Kopf gehabt.“ Erst durch den Einsatz und die Bereicherung der Schülerinnen und Schüler konnte dieses Projekt sich bis hierher entwickeln, erklärt sie. Der Vertreter der Kultusgemeinde Koblenz betonte die Erinnerungen, die uns dadurch bleiben. „Für die Toten zur Erinnerung, für die Lebenden zur Mahnung“, sagte er und betonte die Eindrücklichkeit der Gedenkstätte“. Im Interview mit „BLICK aktuell“ betonte Schülersprecher Louis Becker die Wichtigkeit des neuen Denkmals: „In einer Zeit, in der Menschen an die Macht kommen, die Hass predigen und alles zu zerfallen droht, braucht das Kurfürst-Salentin-Gymnasium ein auffälligeres Mahnmal mehr denn je.“ Die junge Generation müsse an den Hass und die Diskriminierung zur damaligen Zeit in Deutschland erinnert werden. „Durch das neue auffälligere Mahnmal muss den Schülern klar werden, dass es in Zukunft ihre Aufgabe sein wird, Deutschland und die Welt vor Hass, Diskriminierung, Gewalt und Krieg, Totalitarismus und Extremismus zu schützen“.
Kein flüchtiger Blick soll mehr der Neugestaltung gelten, sondern es soll das mahnen, was geschehen ist, aber auch auffordern zum Nachdenken und zur kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, denn „Wir sind es, die die Zukunft gestalten“, sagte Dr. Sabine Bermel. Am KSG wurde extra für das Denkmal die Denkmal-AG ein-gerichtet, die sich um die Betreuung kümmert. Zusammen mit der Archiv-AG ist geplant, dass man zukünftig mehr Informationen zusammenträgt und darüber auf einer Internetseite berichtet, vor allem über die Einzelschicksale der Verstorbenen.
Auch für ein schönes Rahmenprogramm wurde bei der Feier gesorgt: Die Theater-AG stellte Bilder der Klassenstufe 11 zum Thema vor und das Gedicht „Primaner in Uniform“ von Erich Kästner wurde vorgetragen. Das Highlight, war aber sicherlich die musikalische Gesangseinlage zum Schluss der Feier, durch Laura Knodt – sie sang das Lied „Don’t worry about me“ von Frances zusammen mit Klavier- und Gitarrenbegleitung.
Blick aktuell, 14.11.2016