Weihbischof Dr. Stephan Ackermann zelebrierte sein erstes Pontifikalamt in Nickenich
Dr. Stephan Ackermann ist und bleibt ein Nickenicher. Der Trierer Weihbischof feierte gestern in seiner Heimatgemeinde ein Pontifikalamt, in dem er deutlich machte, wie eng er mit dem Pellenz-Ort verbunden ist. Mit dabei war auch sein Freund, der aus Wassenach stammende Bischof Dr. Felix Genn. Nachmittags schaute der Trierer Bischof Dr. Reinhard Marx bei dem Fest auf dem Dorfplatz vorbei.
"Ein Haus voll Glorie schauet ..." - mit diesem Kirchenlied begann gestern in Nickenich das erste Pontifikalamt, das Dr. Stephan Ackermann in seiner Heimatgemeinde zelebrierte. Kein Sitzplatz war in dem großen Gotteshaus mehr zu bekommen, rund 40 Gläubige verfolgten die Messe stehend. Dem noch jungen kirchlichen Würdenträger - seit einer Woche ist der 43jährige Weihbischof - bereitete dieser Anblick Freude. Denn trotz steiler kirchlicher Karriere hat er nicht vergessen, wo er herkommt und wo sein Weg als "Mann Gottes" begonnen hat: in der kirchlichen Jugendarbeit in Nickenich.
Seine Predigt über das "Wir-Gefühl" begann er mit einer Anekdote: Als der Wassenacher Dr. Felix Genn gerade zum Bischof geweiht worden war und im Juni 1999 sein erstes Pontifikalamt dort feierte, sagte ein Nickenicher zu einem Wassenacher: "Dat kreien mir auch noch hin." In der Tat sollte diese Prophezeiung sieben Jahre später wahr werden. Daß Weihbischof Ackermann diese Geschichte nicht nur während der Messe erzählte, sondern sie teilweise auch auf Nickenicher Platt vortrug, sorgte für Heiterkeit, machte aber auch seine tiefe Verbundenheit mit dem Pellenz-Ort deutlich.
Er erinnerte an Pfarrer Franz Josef Klein, "der uns in der Jugendarbeit gesammelt, uns aber auch viele Spielräume und Entwicklungsmöglichkeiten gelassen hat. Damals habe ich erfahren, daß Kirche mehr ist als eine Ansammlung von Riten und Lehren. Die Jugendarbeit förderte meine Kreativität, den Mut zur Verantwortung, mein Pflichtbewußtsein. Ich begegnete Jesus Christus und habe gespürt, daß das, was in der Schrift steht, wahr und lebendig ist und mich anspricht." Noch bevor Ackermann sein Abitur machte, wußte er, daß er Priester werden wollte.
Das "Wir-Gefühl", das in den prophetischen Worten des Nickenichers 1999 zum Ausdruck kam, zeigt nach Ansicht Ackermanns nicht nur darin, daß sich eine Gemeinde als Einheit versteht und Anteil am Leben eines Pfarrers hat. "Es macht auch deutlich, daß sie von einem Geistlichen Besitz ergreift, ihn in Anspruch nimmt." Auf die Frage, was sich für den Dreiundvierzigjährigen seit seiner Bischofsweihe geändert hat, sagte er gestern im Rathaus, einer Schlange von Gratulanten gegenüberstehend: "Das Greifen nach mir hat deutlich zugenommen."
Lächelnd schüttelte er einem nach dem anderen in der langen Reihe die Hand, fand für jeden ein paar persönliche Worte. Locker und freundlich wirkte er, überhaupt nicht nervös. "Das ist heute vor allem mein Vater." Der, Hermann Ackermann, wußte zwischenzeitlich nicht mehr, was er zuerst tun sollte, Leute begrüßen, mit der Presse reden oder mit Freunden auf dem Dorfplatz vor dem Rathaus "Döppekooche un Kartoffelsupp" essen. Denn gefeiert wurde gestern nicht nur in der von Maria Auer und Hedwig Vogel mit Blumen geschmückten Kirche. Nach der knapp zweistündigen Messe bereitete die weltliche Gemeinde Ackermann einen Empfang. Nicht nur, daß die St.-Sebastianus-Schützen "ihren" Weihbischof in die Kirche geleitet hatten, auch bei der Laudatio von Ortsbürgermeister Gottfried Busch standen die Grünröcke im wahrsten Sinne Gewehr bei Fuß und feuerten drei Salutschüsse ab. Als Geschenk überreichte Busch Ackermann im Namen der Gemeinde eine Federzeichnung der Nickenicher Linde, zwei hölzerne Gartensessel samt Tisch und einen gelben Sonnenschirm der Nette-Brauerei. "Für einen netten Typen", wie er betonte. Andenken an seine Heimat hat der Weihbischof nun reichlich. Denn sein Brustkreuz ist aus Nickenicher Nußbaum, sein Bischofsstab, der derzeit noch in Limburg den letzten Feinschliff erhält, ebenfalls.
Gabriele Kohlhaas vom örtlichen Pfarrgemeinderat wünschte dem Würdenträger, daß er nie die Bodenhaftung verliere. Gestern zumindest war davon überhaupt keine Spur: Spontan hielt der Weihbischof auf seinem Weg von der Kirche zum Dorfplatz am Gasthaus "Zum Goldenen Stern" an und gratulierte Annemarie Engel, die dort ihren 80. Geburtstag feierte. Doch nicht nur sie, ganz Nickenich war gestern in Feststimmung.
Christina Steinheuer
RZ 22. Mai 2006
RZ 22. Mai 2006