KSG Andernach


Dr. Erwin Nachtsheim zum 80. Geburtstag



"Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn es hoch kommt, achtzig Jahre. Und was an ihnen war, ist Mühsal und Trug." (Psalm 90,10)

Für welches Menschenleben gilt besonders letzteres nicht, wem wurde schon alles in den Schoß gelegt zum bloßen Zugreifen? Doch für Erwin Nachtsheim sind hier zwei Einwendungen angezeigt. Erstens hat sein Leben schon bis 80 gewährt und soll sich mit unseren besten Wünschen auch weiterhin ad multos annos ausdehnen. Und zweitens hat das Leben zwar unseren Jubilar "Mühsal und Trug" gekostet. Sein Aufstieg zum Schulleiter des Kurfürst-Salentin-Gymnasiums - nach Studium, Promotion über die Papistenverschwörung im neuzeitlichen England, "Gastspielen" in Koblenz und im "amerikanischen" Bitburg, zwanzigjährigem Verharren im Konkurrenzinstitut auf der "schäl Sick" des Schulzentrums - erforderte seinen ganzen Einsatz. Von 1980 bis 1987 leitete er diese Schule, die übrigens als "Stiftsgymnasium" seine alte Penne war, mit der rheinischen Fröhlichkeit, die ihn nicht nur in der schulinternen Karnevalsbütt, etwa als Feuerwehrmann, glänzen ließ, sondern auch dem ganzen Schulbetrieb bei aller kaum vermeidbarer Widerborstigkeit eine Note der Gemütlichkeit gab, die sogar in einem rheinischen Gymnasium nicht immer und überall selbstverständlich war.
Abiturientia 1954
Dr, Erwin Nachtsheim an seinem 80. Geburtstag
Foto: Peter Heinsch


Doch Erwin Nachtsheim ist ein alter Annenacher Jung, schon vom Vater mit einem pädagogischen Naturtalent gesegnet, das für ihn mit seiner sacht-verständnisvollen Art bei Schülerinnen im BvS wie später bei Schülern des KSG die Beliebtheitsskala steigen ließ. Feste Fundamente gab und gibt ihm seine katholische Religiosität, die ihn aber durchaus nicht die sinnlich-heidnische Vergangenheit seiner römisch geprägten Heimat vergessen ließ. Es gab in seinem Leben wirklich nicht nur "Mühsal und Trug". Als in jeder Hinsicht geselligkeitstauglicher Rheinländer ist er mit einer großen Schar Gleichgesinnter verbunden, gab aber auch seinem bürgerlichen Pflichtgefühl nach, das ihn etliche Jahre für die CDU in den Andernacher Stadtrat führte, wo seine tolerante und trotzdem bestimmte Art des Politiktreibens gewiß hoch geschätzt wurde, sogar in seiner eigenen Partei.

Den "Trug" des Psalms 90,10 aber lernte der Jubilar in der Hitlerdiktatur als standfester Obermeßdiener der Pfarrei Maria Himmelfahrt seiner Heimatstadt und als Soldat in Rußland kennen, wo er schwer verwundet wurde. Als kriegsverwendungsuntauglich aus der Wehrmacht entlassen, konnte er sein philologisches Studium noch während des Krieges mit den Fächern Deutsch, Geschichte und Englisch in Marburg beginnen, wo er auch seine spätere Frau Gerti kennenlernte, die ihm nach fast fünfzigjähriger Ehe nach langer Krankheit durch den Tod entrissen wurde. Aus der Ehe gingen vier Söhne hervor, die heute längst im akademischen Berufsleben ihren Mann stehen.

Wer geglaubt hat, Erwin Nachtheim habe sich auf das Altenteil begeben, sollte ihn im Kreis der Pensionäre erzählen und diskutieren sehen und hören oder mit ihm zum Tauchen ans Rote Meer fahren, um nur eine Unternehmung von unendlich vielen zu nennen, oft im Verbund mit den Familien seiner Söhne. Er hat sich nicht "angestrengt für den Wind", wovor der biblische "Kohelet" warnt, "Krankheit und Unmut plagen ihn nicht". Wir können es bezeugen: Wieder hat er einem biblischen Verfasser ein Schnippchen geschlagen. Wir sagen: Machen Sie weiter so!

Hans Eschweiler