KSG Andernach


Die Jahrgänge berichten: 1954



Jahrgang 1954
Teilnehmer am Klassentreffen der Abiturientia 1954. Von links nach rechts: Peter Schultz, Manfred Beier, Karl-Heinz Borelbach, Heinz Trommeschl%auml;ger, Karl Kappel, Klaus Georg Nix, Walter Ueberbach, Hans Eschweiler, Heinz Lindlahr
Unser letztes Klassentreffen (11.-12. Mai 2004), das vierte seit unserem Abitur im März 1954, hatte Jubiläumscharakter. Zu einem Jubiläum kommen Jubilare, das sind in die Jahre gekommene, also schon etwas ältere Herren, die es mal hier, mal dort "zwickt", für die unter Umständen Treppensteigen ein Problem ist, die aus einem tiefen Sessel nicht mehr so leicht auf die Füße kommen. Für den Berichterstatter hatte dieses Treffen auch einen tröstenden Charakter: Man merkt, daß man beileibe nicht der einzige ist, der öfters seine Brille verlegt, der seine Schlüssel nicht mehr finden, der Namen nicht mehr gut behalten kann.

Gleich zu Anfang demonstriert Karl-Heinz Borelbach im Cafe Profittlich in Rhöndorf (das als Treffpunkt vereinbart worden ist) Seniorenalltag: Seine komplette Photoausrüstung (sicher nicht billig!) ist plötzlich futsch und findet sich dann wieder auf dem Bett seines Hotelzimmers!

Beim anschließenden Besuch der Gedenkstätte "Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus" bieten sich Zeitparallelen an: Im gleichen Jahr (1945), in dem Adenauer durch die amerikanische Besatzung wieder als Oberbürgermeister von Köln eingesetzt und von der britischen Militärregierung wieder entlassen wird, sind wir Sextaner; aus dem gleichen Jahr, in dem Adenauer das Grundgesetz verkündet, existieren von unserer Klasse zwei Photos: eins kurz vor der Versetzung in die Obertertia mit Studienrat Adams auf den Stufen vor dem Hauptportal der Volksschule St. Thomas, der ehemaligen Hans-Schemm-Schule, ein zweites von einem Klassenausflug zur Burgruine Wernerseck (1949). Wir sind keine "wilden 68er", wir sind, zumindest auch, durch die ersten Kanzlerjahre Adenauers und die politische Kultur dieser Zeit geprägt. Das zeigt auch das offizielle Abiturbild vom 13. März 1954: Wir alle korrekt im (meist) dunklen Anzug Von den sechzehn Abiturienten wollten drei Priester werden, zwei sind es tatsächlich geworden (ein, wie ich meine, stolzer Prozentsatz).

In Ueberbachs gemütlichem Haus in Königswinter-Niederdollendorf stoßen wir, bei freiem Blick auf den Rhein, mit einem guten Glas Sekt auf das Jubiläum an. Nach Plan sollte darauf ein gemeinsamer Spaziergang nach Königswinter folgen. Zu Fuß legen diesen Weg aber nur zurück Walter Ueberbach, Karl Kappel (der übrigens als einziger von allen Anwesenden als Pfarrer von Hillesheim noch berufstätig ist) und ich.

Nach dem Abendessen im Rheinhotel Loreley Austausch von Erinnerungen. Draußen auf dem Rhein erinnert die alte Andernacher Fähre, zu einem schwimmenden Restaurant umgebaut, an die Heimat. Die alte Dame, wie einige von uns Jahrgang 1935, nicht mehr so ganz fahrtüchtig, aber noch brauchbar, sucht ihren Ruhestand in Würde (,,otium cum dignitate", wie der Lateiner zu sagen pflegt) zu genießen.

überraschend schnell das Ende dieses Abends; einer nach dem anderen zockelt relativ früh von dannen, und gegen 22,30 Uhr sitze ich noch allein in einem gemütlichen alten Königswinterer Lokal bei einem Weizenbier.

Klassentreffen neigen nicht selten dazu, in Rührseligkeit zu enden. Deshalb ist es ratsam, sich nicht nur gemeinsam an die (oft verklärte) Schulzeit zu erinnern, sondern auch gemeinsam Neues zu erleben. Dem entsprach der nächste Vormittag, an dem wir das nach längerer Umbauzeit wieder eröffnete Rheinische Landesmuseum in Bonn besuchten. Glänzend ist nicht nur dessen zeitgemäßes Konzept aus "dem Dreiklang von Information, Orientierung und Unterhaltung" (Museumsführer), glänzend auch die durch Walter Ueberbach organisierte Führung durch Prof. Dr. Frank Günter Zehnder, den Direktor des Museums. Das war ein bemerkenswertes Abschlußerlebnis dieses Jubiläumstreffens.

An diesem Klassentreffen haben teilgenommen: Karl-Heinz Borelbach, Hans Eschweiler, Karl Kappel, Heinz Lindlahr, Klaus Nix, Peter Schultz, Heinz Trommeschläger, Walter Ueberbach und als Gäste (d. h. als ehemalige Mitschüler, die aber vor dem Abitur abgegangen sind) Manfred Beier und Bruno Seul.

Walter Ueberbach hat sich um die Abiturientia 1954 sehr verdient gemacht. Für dieses nach Idee und Durchführung gelungene Klassentreffen haben wir ihm herzlich zu danken.

Klaus Georg Nix


Anm. der Redaktion: Die Hans-Schemm-Schule, 1935 von den Nationalsozialisten als sogenannte "deutsche Schule" gegründet, wurde 1945 wieder die katholische "Volksschule St. Thomas".