KSG Andernach


Gerd Schumann:
Schule braucht Anerkennung

Liebe Ehemalige und Freunde des Kurfürst-Salentin-Gymnasiums,

zum Ende des Kalenderjahres 2004 wurde die schulpolitische Diskussion durch die Veröffentlichung der neuen PISA-Studie belebt. Geringe Fortschritte wurden dabei den deutschen Schulen in allen drei Teilbereichen (Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften) bescheinigt. Dennoch belegt Deutschland im internationalen Vergleich weiterhin nur einen Mittelplatz. Erst im September 2005 werden wir erfahren, wie die Ergebnisse im Bundesländervergleich ausgefallen sind. Nichtsdestotrotz wird schon jetzt erneut wieder die oft leider ideologisch geprägte Debatte darüber geführt, ob nicht doch ein integriertes Schulsystem dem gegliederten Schulwesen überlegen ist oder umgekehrt. Argumente werden je nach Belieben aus den PISA-Ergebnissen abgeleitet. Einig sind sich aber die meisten Beobachter darin, dass in Deutschland die soziale Herkunft nicht in dem Maße die Schullaufbahn mitbestimmen dürfe, wie dies offenbar der Fall ist.

Abseits der aus meiner Sicht wenig hilfreichen Diskussion über die generelle Organisation von Schule gibt es am KSG - wie an den anderen Schulen auch - diverse Bemühungen, angemessen auf neue Herausforderungen zu reagieren. Die Einführung eines systematischen Methodentrainings in der Jahrgangsstufe 11 seit diesem Schuljahr wurde von Schülern, Eltern und Lehrern mit großer Mehrheit begrüßt. Die an vier Unterrichtstagen gezielt vermittelten Fähigkeiten in den Bereichen Rhetorik, Umgang mit Texten, Computertechnik, Informationsrecherche sowie sozialkommunikatives Arbeiten müssen nun im Unterricht gezielt eingeübt und verbessert werden.

Mit einer Fülle von interessanten Projekten haben im Jahr 2004 Lehrer und Schüler eindrucksvoll unter Beweis gestellt, welch hohen Stellenwert die Naturwissenschaften am KSG haben. Die bei dieser Präsentation erkennbare hohe Motivation aller Beteiligten hat bewiesen, wie Förderung in den verschiedenen Altersstufen funktionieren kann. Auch die nach wie vor ausgezeichneten Ergebnisse unserer Schülerinnen und Schüler bei außerschulischen Wettbewerben führen zu überlegungen, durch eine Veränderung der Stundentafel den Naturwissenschaften künftig einen höheren Stellenwert am KSG einzuräumen, natürlich bei gleichzeitiger Bewahrung der bewährten altsprachlichen Tradition.

Auch die von viel Idealismus und Einsatz geprägte Gestaltung eines Literaturtages für die Orientierungsstufe verdient besondere Erwähnung. Durch die Einbeziehung von hochrangigen Autoren und die Mithilfe interessierter Eltern werden unsere jüngeren Schülerinnen und Schüler motiviert, das Lesen zu einem besonderen Bildungserlebnis zu machen.

Seit Beginn des Schuljahres 2004/05 ist das KSG Ausbildungsschule für Referendarinnen und Referendare. Mit dieser von der Gesamtkonferenz mit großer Mehrheit getragenen Entscheidung wurde ein wichtiger Schritt vollzogen, in Zusammenarbeit mit dem Studienseminar Unterrichtsgestaltung zu reflektieren und unter Einbeziehung von neuen methodischen und didaktischen Erkenntnissen weiter zu entwickeln.

Sie sehen an diesen Beispielen, verehrte Ehemalige, dass das KSG durchaus bereit ist, auf veränderte Herausforderungen angemessene Lösungen zu suchen und umzusetzen. Dies belegen auch weitere Aktivitäten, über die dieses Heft an anderer Stelle berichtet.

Vieles davon wäre nicht möglich gewesen, wenn wir nicht auf die bewährte finanzielle Unterstützung von Förderverein und der Vereinigung ehemaliger Salentiner sowie anderer außerschulischer Institutionen hätten zurückgreifen können. Hier erfahren wir die Anerkennung für unsere Arbeit, die uns und anderen Schulen in der öffentlichen und veröffentlichten Diskussion leider oft versagt bleibt.

In diesen Tagen erhielt ich einen Brief von Jan Mendling, Abiturient des Jahrgangs 1995. Er bemüht sich - wie schon in der letzten Ausgabe der Salentiner-Nachrichten zu lesen - seit einiger Zeit, den Werdegang ehemaliger KSG-Absolventen zu verfolgen. Dabei ist er auf eine große Bereitschaft gestoßen, der alten Schule als Referent mit entsprechendem Fachwissen zur Verfügung zu stehen bzw. finanzielle Unterstützung zu leisten. über diese Form der Anerkennung und Verbundenheit freuen wir uns sehr und bedanken uns herzlich dafür.

Leider werden die aufgezeigten vielfältigen Anstrengungen seit diesem Schuljahr von einer Verschlechterung in der Unterrichtsversorgung begleitet. Nach der Verabschiedung von Herrn StD Dieter von Wyhl, Herrn OStR Hans Georg Müller und Herrn OStR Walter Schmitz - Kollegen, die jeweils mehr als 30 Jahre am KSG tätig gewesen sind - haben wir mit Frau StR' Doris Westram (Deutsch, Geschichte) und Herrn StR z. A. Karsten Schaab (Deutsch, Sozialkunde) nur zwei Lehrkräfte mit reduzierter Stundenzahl zur Verfügung gestellt bekommen. Dies führte zwangsläufig zu Unterrichtsausfall bzw. -kürzungen, zumal uns für die neuen Klassen 5 infolge Sparmaßnahmen 14 Wochenstunden gekürzt wurden. Auch wenn sich für das 2. Schulhalbjahr durch den beginnenden Unterrichtseinsatz der Referendare und die Zuweisung von zwei neuen Kolleginnen mit halber Stelle (bei gleichzeitiger Pensionierung von Herrn StD Erxleben zum 1. Febr. 2005) eine leichte Besserung abzeichnet, bleibt die Gesamtsituation dennoch unbefriedigend. Es wäre schön, wenn bei den notwendigen Bemühungen um eine Verbesserung der schulischen Arbeit die vollständige Unterrichtsversorgung oberste Priorität hätte.

Zum Schluss meines Beitrags für diese Ausgabe möchte ich einen besonderen Dank unserem pensionierten Kollegen Dr. Wolfgang Fischer aussprechen. Seit nunmehr 30 Jahren ist er als Herausgeber dieser Salentiner-Nachrichten unermüdlich tätig. Durch seine Arbeit ist es überhaupt erst möglich, dass so viele Ehemalige über die Entwicklung dieser Schule informiert werden und sich auch dadurch dem KSG weiterhin verbunden fühlen. Es wäre schön, wenn er künftig verstärkt Unterstützung aus den Reihen unserer Mitglieder erhalten würde.

Ich wünsche Ihnen, liebe Konsalentiner, viel Freude bei der Lektüre dieses Heftes und freue mich auf möglichst viele Begegnungen und Kontakte auch im Jahr 2005. Sie sind uns immer herzlich willkommen!