KSG Andernach


Gerhard Feuster zum 95. Geburtstag



Daß er alt wird, ist in den Salentiner-Nachrichten schon viermal gewürdigt worden. Bei einem 95. Geburtstag - am 9. September 1909 wurde er geboren - liegen die Dinge etwas anders. Die weiter unten auf der Jahrestreppe stehenden Frisch- (um die 70) und auch die Halbzeitpensionäre (um die 80) fragen sich jetzt erst recht: Wie macht die Natur so etwas wie "Seniovitalität" möglich? Und da ihn die meisten noch als Lehrer oder Kollegen (manche auch als Lehrer und Kollegen) erlebt haben, fangen sie an zu grübeln, wie man die Natur durch "Anti-Aging" dazu bringen kann, daß sie einen trotz vor zehn Jahren verhängtem "Insult" einigermaßen in Frieden läßt, und stoßen dabei auf beachtenswerte Einsichten. Da ist zum einen eine letztlich robuste, wenn auch in letzter Zeit etwas eingeschränkte Körperbeschaffenheit, die in aktiven Zeiten auch schon mal "funktionalen", aber mitnichten fundamentalen Ärger machte. Jeder (gewesene) Lehrer vernimmt es mit erkennendem Interesse. Es sei auch bemerkt. daß der Jubilar nicht mit 58, 62 oder gar 65 Jahren das Handtuch warf, sondern nach seiner offiziellen Verabschiedung in den Ruhestand noch ein paar Jährchen freiwillig seiner Schule mit einigen Unterrichtsstunden treu blieb, wie fast alle Kollegen aus ähnlichen Geburtsjahrgängen sich an die 70 heranschulmeisterten und so halfen, den damaligen Lehrermangel zu lindern.
Abiturientia 1954
Gerhard Feuster, wie ihn seine ehemaligen Schüler kennen.


Daß er seine körperlichen Kräfte bis ins hohe Alter im Gartenbau restituierte, sei hier, obwohl eminent wichtig für das Wohlbefinden des Lehrerstandes, nur am Rande erwähnt. Gerhard Feuster hatte nicht nur beneidenswerte natürliche Reserven, die er durch eine staunenswerte Nonchalance pflegte, sondern er war und ist nicht weniger mit geistigen Fähigkeiten gesegnet, die nur von einem hochintelligenten Menschen auch richtig genutzt werden können, so das Urteil eines ehemaligen Kollegen aus dem musischen Bereich. Man stelle sich vor, daß er die schulische Obrigkeit nicht immer ernst nahm, so daß er (um nur ein Beispiel zu nennen) sich eines Tages die Freiheit nahm, an einem schwülheißen Tag die Schüler aus dem damaligen Notquartier in dem Gebäude der ehemaligen Berufsschule mit der Begründung "Ich habe keine Lust mehr" nach Hause zu schicken, ohne daß die knickrige Schulleitung davon Kenntnis erhalten hätte. Eine andere Spielart intelligenten Verhaltens war die spielerische Leichtigkeit, mit der er unterrichtliche Stoffe, etwa die Mathematik, verwandeln konnte. Wer Ohren hatte zu hören, wußte seine immer wortgewandten Ausflüge in seine weiteren Fächer Erdkunde und Biologie zu schätzen und entsprechend gern zu lernen. Daß der Frische seiner Unterrichtsgestaltung auch schon mal ironische Schlenker unterliefen, weiß der weniger Betroffene naturgemäß positiver einzuschätzen.

Wie weiland Siegfried kam Gerhard Feuster vom Niederrhein und steuerte Andernach nach Kriegsdienst und gelungener Flucht aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft 1947 endgültig an. Hier begann er seine Lehrtätigkeit am damaligen Stiftsgymnasium, dessen Verstaatlichung und Umwandlung in das Kurfürst-Salentin-Gymnasium er einige Jahre später miterlebte und wo er am 1. Februar 1975 offiziell in den Ruhestand trat.

Wir freuen uns, daß der Jubilar trotz einiger gesundheitlicher Probleme sein Leben durchaus noch wachen Geistes genießen kann, nach dem Diktum Achills in der Unterwelt bei Homer: "Lieber als Tagelöhner das Feld bebauen, als im Totenreich Herrscher sein." Täglich spielt er mit seiner Frau Marianne Schach. Sein besonderes Interesse galt immer den Naturwissenschaften, denen er auch heute noch mittels einschlägiger Zeitschriften auf der Spur bleibt.

Die Vereinigung ehemaliger Salentiner gratuliert Herrn Gerhard Feuster recht herzlich zu seinem 95. Geburtstag und wünscht ihm zusammen mit seiner Frau noch schöne Jahre - ad centum et plus.

Hans Eschweiler