KSG Andernach


Dirk Schwindenhammer:
Marathon für neue Schule in Ruanda



Mehr als 4000 Schüler der Andernacher Schulen waren während der "Aktionswoche Schulsport" in Bewegung. Ziel der Aktionswoche war die Stärkung des Schulsports im Land und die Verbesserung seines Stellenwertes in den Schulen. Aber die Veranstalter der Aktionswoche hatten sich noch ein anderes Ziel gesetzt. Spenden sollten gesammelt werden für das rheinland-pfälzische Partnerland Ruanda. Eine beachtliche Summe kam zusammen. Bei einer Feierstunde im Kurfürst-Salentin-Gymnasium (KSG) wurden gestern 46.524 Euro an Ministerin Doris Ahnen übergeben.

Der größte Anteil des Betrages wurde bei sogenannten Lebensläufen von Schülern "erlaufen". Eltern, Verwandte, Prominente und Unternehmen spendeten für das Projekt und die sportliche Leistung einen bestimmten Betrag. Mit dem Geld wird in einem Dorf der Batwa in Ruanda eine Schule mit sechs Klassenzimmern gebaut.

Bildungsministerin Doris Ahnen und Dr. Carola Stein vom Innenministerium nahmen das Geld von KSG-Schulleiter Eberhard Häckell entgegen. "Es ist wirklich eine fantastische Summe", betonte Doris Ahnen. Landrat Albert Berg-Winters, Schirmherr der Schulsportwoche, sprach den Schülern seine Anerkennung aus. Dr. Carola Stein, Ruanda-Beauftragte im Innenministerium, stellte den Gästen und den Schülern das afrikanische Land vor.

Ruanda ist so groß wie Rheinland-Pfalz, hat aber doppelt so viele Einwohner. Den Menschen fehlt alles, was in Deutschland eine Selbstverständlichkeit darstellt. Es gibt viel zu wenig Schulen - Kinder müssen in der Regel bis zu zehn Kilometer zu Fuß zurücklegen, um die nächste Schule zu erreichen. Deshalb sei der Bau von Schulen notwendig. "Ohne Schulbesuch besteht für die Menschen in Ruanda keine Hoffnung, dem Elend zu entkommen", sagte Carola Stein.

Christine Nkulikiyinka, Botschaftsrätin Ruandas, bedankte sich im Namen ihres Landes. Der Sport habe auch in Ruanda einen großen Stellenwert. Er fördere den sozialen Umgang miteinander, gerade nach dem Völkermord vor wenigen Jahren, erklärte die Botschaftsrätin. Schüler des KSG und Sanya Mutambala Michel, Trommler aus dem Kongo, gaben der Feierstunde einen afrikanischen Touch.

RZ 14.2.2003

 

Wolfgang Peschke: Das Ruanda-Projekt
Am 13. Februar 2003 fand die großartige Sammelaktion von Spendengeldern zugunsten von Ruanda in einer schönen Feierstunde am KSG ihren Abschluß. Insgesamt wurden 46.524 Euro von dreizehn Schulen aus Andernach und Umgebung zusammengetragen und an die Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend, Frau Doris Ahnen, übergeben. Unsere Schule war an dem Gesamtbetrag mit 10.600 Euro beteiligt. Frau Dr. Stein vom Partnerschaftsbüro im Innenministerium in Mainz berichtete sachkundig über die Lebensbedingungen der Menschen in Ruanda sowie über das Projekt, das mit unseren Spendengeldern verwirklicht wird. Über die Baufortschritte werden wir regelmäßig informiert. Sollten wir möglicherweise über eine längerfristige, begleitende Partnerschaft nachdenken? Auf jeden Fall möchte ich lhnen den Planungshintergrund zu dem Projekt gern zur Mitkenntnis geben.
aus: Elternbrief 2002/2003 Nr. 2


Es folgt im Elternbrief der Abdruck des folgenden Schreibens, welches die Grundzüge des Ruanda-Projekts vorstellt:

Schule für die Batwa im Distrikt Buliza, Präfektur Kigali ngali (Kigali-Land)

Koordinationsbüro, Kigali, 4. Februar 2003
Nach ausdrücklicher Aussage der ABPR (Association des Batwa progressistes du Rwanda) ist die Schule auch für alle anderen Kinder im Umfeld geöffnet, da man die Wichtigkeit der Integration der Ethnien aus eigener Erfahrung kennt. Nach nun mehreren Besuchen im Bürgermeisteramt von Buliza scheint man sich auf einen Platz geeinigt zu haben, an dem die neue Schule errichtet werden soll. Der Hügel heißt Murehe. Bergabwärts, circa zwei Kilometer vom Zentrum Buliza, ist eine Ansiedlung von Batwa (Pygmäen / Ureinwohner) auf vorgenanntem Hügel. Letztmalig wurde dieser Ort am 29. Januar 2003 gemeinsam mit dem stellvertretenden Bürgermeister und dem Präsident des CDC von Buliza, sowie von Ndyambaje Claver, dem Vorsitzenden der Batwavereinigung und vom Partnerschaftsbüro Stanley Kamanda und Unterzeichner besucht.

In den dort geführten Gesprächen war eindeutig festzustellen, daß der Distrikt es nur bedingt für nötig hält, sich für die Batwa zu engagieren. Es ist de facto noch immer so, daß trotz aller ethnischer Gleichheit in Ruanda die Batwa eine absolut unterprivilegierte Volksgruppe sind. Dies allein sollte schon für uns Ansatz sein, stärker als bisher, etwas für diese Menschen zu tun.

Auf dem Hügel leben ungefähr 90 Familien mit circa 420 Angehörigen. Davon sind 250 Kinder. I m schulpflichtigen Alter sind etwa 190 Kinder der Batwa und weitere 110 Kinder, die in die Grundschule gehen werden. In den Kindergarten werden ca. 60 Kinder, in die Erwachsenerbildung ca. 50 Personen der Batwa gehen. Tatsächlich zur Schule gehen 15 Jungen und Mädchen der Batwa .

Darüber hinaus war vor Ort festzustellen, daß es den Batwa wirtschaftlich nicht gut geht. Für Häuser aus Banco oder Ziegelsteinen mit Wellblech fehlt das Geld. Die meisten Leute leben noch in mit Stroh oder Bananenblättern gedeckten Rundhütten. Man hat bemängelt, daß der von ihnen bewohnte Hügel nicht sehr fruchtbar ist. Dies zeigt auch der reiche Eukalyptuswaldbestand.

Der Schulweg zur nächsten Schule in Kianza beträgt 5,5 km, Wasser gibt es in 3 km Entfernung, Strom gibt es überhaupt nicht. Bis zur nächsten Krankenstation sind es 12 km. Trotz schlechtester Lebensbedingungen ist es erstaunlich, daß die Menschen immer noch in sehr engen Farnlilien- und ethnischen Verbänden leben. Selbst Leute, die einer regulären Arbeit in Kigali nachgehen, verbleiben bei Ihren Familien auf dem Hügel.

Es ist bemerkenswert, daß Hutu und Tutsi nicht mehr über ethnische Zugehörigkeit sprechen, die Batwa dies jedoch nun in verstärktem Maße tun. Viele Entwicklungshilfeorganisationen engagieren sich landauf landab verstärkt für die Anliegen der Pygmäen, denen in Ruanda noch nicht oder nur bedingt die bürgerlichen Rechte eingeräumt werden.

Ich bitte, das Projekt zu unterstützen.
Wolfgang Peschke, Architekt,
Leiter des Partnerschaftsbüros