Nutzung der alten Michaelskapelle durch die Schulen des Andernacher Schulzentrums
Die Andernacher Michaeliskapelle kommt zu neuen Ehren. Schüler und Schülerinnen haben mitgeholfen, das kleine Gotteshaus aus der Stauferzeit mit Wandbehängen, Teppichboden und Hockern geschmackvoll einzurichten. Künftig soll es dem Religionsunterricht, der Begegnung und der Meditation dienen. Bei allen Ansprachen zur Eröffnung wie auch in Gesprächen am Rande spürte man Genugtuung darüber, daß an diesem altehrwürdigen Ort wieder ein Anfang gemacht werden kann.
Pastor Lutz Schultz begrüßte als "Hausherr" alle am Projekt Beteiligten: Religionslehrer der umgebenden Schulen, von denen die Initiative ausgegangen war, Schulleiter, Schüler, Vertreter von Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat der Pfarrei St. Albert und besonders Susanne Mülhausen, Leiterin der Projektstelle Jugendarbeit und Schule, und Günter Leich vom Dekanat, die sich der Sache mit Enthusiasmus angenommen und viel Zeit investiert haben.
Nach Fürbitten und den gemeinsam mit Pfarrer Andreas Horn von der Evangelischen Kirchengemeinde gesprochenen Segensworten kamen Susanne Mülhausen und Hugo Nowicki, Religionslehrer am Kurfürst-Salentin-Gymnasium, zu Wort. Bistumsreferent Bernhard Zaunseder hofft, daß man die Erfahrungen, die an dieser Schnittstelle von Schule und Jugendarbeit gemacht werden, demnächst weitergeben könne.
Vor 200 Jahren, am 25. August 1803, ersteigerte ein Koblenzer Rheinzollinspektor in Andernach die Ruinen der Abtei St. Thomas. Beim großen Brand neun Jahre zuvor war von dem großen Augustinerinnenkloster "Unserer Lieben Frau vor den Mauern" (gegründet 1127, seit 1482 mit dem Zusatz St. Thomas), das 1786 in ein Damenstift umgewandelt worden war, nur die um 1220 errichtete Michaelskapelle unversehrt geblieben.
Dem eigentlichen Zweck als Friedhofskapelle entfremdet, begann mit der Säkularisation für dieses Kleinod der rheinischen Spätromantik ein wechselvolles Schicksal: zunächst Rohstofflager einer Gerberei, nach 1835 Aufbewahrungsort für tobsüchtige Insassen der neuen Provinzial-Irrenanstalt. Erst ab 1853 bis zum Erwerb des Geländes durch die Stadt 1919 diente sie wieder dem Gottesdienst.
Der Koblenzer Architekt Johann Claudius von Lassaulx, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als preußischer Bauinspekteur der Rheinromantik zur Blüte verhalf, bezeichnete den Bau als "merkwürdig und von besonderem Kunstwerte". Man muß hinzufügen, daß er ihn nicht im heutigen miserablen Zustand gesehen hat. Aber vielleicht trägt die innere Erneuerung ja dazu bei, daß auch dem Äußeren die gebührende Aufmerksamkeit zuteil wird.(nj)